Neuseeland 2015

8 Tage Weihnachten

Ausserordentlich gutes Wetter und überbuchte Hostels während den Festtagen haben mir die Entscheidung nicht schwer gemacht die Tage über Weihnachten mit Trampen zu verbringen. Die Route von St. Arnaud nach Lewis Pass schwebte mir schon länger vor, doch die Tatsache, dass ich für die ca. 110 km gute acht Tage benötigen würde schreckt mich anfangs noch etwas ab. In erster Linie was die Organisation der Lebensmittel betraf. Bis jetzt hatte ich maximal fünf Tage abseits der Zivilisation verbracht.

Zuerst einmal galt es meinen Speiseplan etwas zu verbessern. Bis anhin hatte ich bei der Ernährung vor allem auf eine Kohlenhydrate basierte Ernährung geachtet. Bei so vielen Tagen und mit meinen körpereigenen Reserven aufgebraucht galt es also die Proteinzufuhr zu verbessern. Tierisches Protein ist in diesem Fall eher schwierig, da es lange haltbar und wärmeunempfindlich sein müsste. Nach einiger Recherche stellte sich heraus, dass Linsen eine gute Option sein dürften. Mit ca. 1/4 Protein und 1/2 Kohlenhydrate waren sie als perfekte, leichte und nahrhafte Begleiter für eine so lange Wanderung geeignet.
Per Anhalter ging es mit vollgepacktem Rucksack schliesslich von Westport nach St. Arnaud am Rande des Nelson Lakes Nationalparks, wo meine Wanderung beginnen sollte.
Am ersten Tag führte der Weg relativ flach an einem See entlang bis zur ersten Hütte am Eingang zum Traverse Tal. Von hier stieg der Weg am nächsten Tag bis zur letzten Hütte vor dem gleichnamigen Pass. Hatte der Tag noch mit leichtem Regen begonnen brach schon am Nachmittag die Sonne durch und würde mich für die ganzen restlichem Tage ohne Unterbruch begleiten.
Vor allem der letzte Anstieg zur Hütte und der Schwere Rucksack zerrten an meinen Kräften, aber einmal in der kleinen Ebene angekommen wurde ich von einer schönen Hütte und mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Mit drei anderen Wanderern war es hier, nach der letzten Nacht mit 12 Leuten, erholsam ruhig und gemütlich.
Am dritten Tag stand der erste Pass an. Von der Hütte aus war der Anstieg schon nach weniger als 2 Stunden geschaft. Wirklich anstrengend war dann aber der Abstieg in das West Sabine Tal, welches grosse Ähnlichkeit mit den Schweizer Alpen hatte. Dank meinem unbändigen Entdeckungsdrang hatte ich sogar das zweifelhafte Glück das wohl tiefste Schlamloch auf der ganzen Strecke gleich mit beiden Schuhen zu erkunden und ihnen einen neuen Anstrich zu verpassen…
Von der West Sabine Hut führte der Weg am nächsten Tag in wenigen Stunden zum Blue Lake hinauf, wo mein Wandertag schon am Mittag endete.
Bei dem kleinen See handelt es sich anscheinend um den klarsten, bekannten Süsswassersee der Welt. An die 75 Meter Sichtweite soll man unter Wasser haben. Da ein Schild darum bat doch nicht im See zu baden, konnte ich das leider nicht selber austesten. Aber selbst vom Ufer aus hatte ich durchgehend einen fast uneingeschränkt Blick auf den Grund des Sees. So klares Wasser hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt nur in Trinkwasserreservoires gesehen.
Schliesslich war es so weit und ich brach Tags darauf zum Waiau Pass auf, vor dem ich inzwischen mehr als einmal gewarnt worden war. Der Anstieg über eine riesige Geröllhalde war unglaublich kräftezehrend. Nach vier Stunden war ich aber am Pass angekommen und könnte bei einer atemberaubenden Aussicht über meine Tortilla mit Salami herfallen. Der Abstieg war dann leider nicht viel weniger anstrengend und ich war stellenweise mehr als froh über meine Alpin- und Klettererfahrung.
Am Waiau Fluss angekommen weitete sich das Tal schon bald und es wurde relativ flach. Nach einer unruhigen Nacht im Zelt, welches permanent vom grössten Schwarm aus Sandflies umschwärmt wurde den ich auf allen meinen drei Reisen je gesehen hatte, folgte und querte der Weg weiterhin dem Waiau Fluss durch ein immer breiter werdendes Tal. Es gab kaum Schatten und die Sonne brannte mit voller Wucht. Nach einem Tag der scheinbar nicht mehr enden wollte sah ich am Horizont endlich das verlockende Glitzern des Wellblechdachs der D.O.C.-Hütte.
Die letzten beiden Tage waren dann nochmals kurz, locker und dank zunehmender Vegetation auch wieder kühler und ein schöner Abschluss für diese erste, achttägige Wanderung. Nur die Hütten wurden jetzt, zu Beginn der neuseeländischen Sommerferien merklich voller.

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