Skandinavien 2024

Scheiss auf die Lofoten!

Ja so ist das halt manchmal… Nicht immer herrscht eitel Sonnenschein. Wobei wir wohl ganz froh mit dem Wetter sein können, welches wir auf unserer Auszeit bisher hatten, verglichen mit dem, was wir von unseren Familien gehört haben. Und darum: Scheiss auf die Lofoten! Scheiss aufs Nordkapp! Scheiss auf die Wikinger! Und vor allem: Scheiss auf den Stress, wenn wir etwas nicht sehen können, was wir auf unserer Googlekarte markiert haben… Dafür umarmen wir jede unerwartete Begegnung und die Momente, die einzigartig im Leben sind!

Unser letzter Eintrag Endete in Lom mit einem Besuch in der Stabkirche. Von dort aus fuhren wir dem Otta Fluss entlang weiter nach Nordwesten wieder in unberührtere Naturregionen. Unterwegs gab es beeindruckende Stromschnellen bei einem Campingplatz zu bestaunen. Und im Gelände um das tosende Wasser war wieder alles voll von Elchausscheidungen, die auf uns immer wieder überraschend klein wirken. Schnell fühlten wir uns wieder weit ab der Zivilisation, in einem schönen Flusstal, wo wir auch etwas über die riesigen Felsen am Wasser schlenderten und zu Mittag assen. Schliesslich waren wir bis über die Baumgrenze hoch gefahren (die hier schon markant früher endet als in Mitteleuropa) und entschlossen den Tag auf einem kleinen Campingplatz in tieferen Lagen an einem kleinen See in Oppstryn zu verbringen.

Tags darauf starteten wir früh, um die im Reiseführer besonders hervorgehobene 258 durchs Hochland zu fahren. Eine sehr schöne Gegend, allerdings hatten wir per Zufall schon beeindruckenderes erleben dürfen. Wir waren jedoch überrascht, wieviele hier oben, wo es wirklich frisch war, der Wind seines dazugab und Schneefelder oder sogar Gletscher in Sichtweite lagen, übernachtet hatten. Wir machten hier eine Frühstückspause mit Sicht auf einen der zahlreichen Bergseen, bevor es weiter Richtung Geirangerfjorden ging. Hier herrschte wieder bedeutend mehr Verkehr. Auch ganze Busladungen von Kreuzfahrtschiffgästen wurden zu einem Aussichtspunkt weit oben am Berg gefahren. Das kleine Dorf Geiranger war so überlaufen, dass wir nicht einmal einen Parkplatz für eine Mittagspause finden konnten und deshalb noch etwas weiter an der steilen Fjordwand hoch fuhren. Hier gab es eine beeindruckende Aussichtsplattform und einen kleinen Abstecher der steilen Wand entlang durch den Wald, wo ein weiterer Aussichtspunkt den Blick um die Biegung des Fjords freigab. Nach einer verspäteten Mittagspause ging es dann noch eine kurze Fahrt und eine weitere Fjordquerung weiter nach Norden, bevor wir auf einem erstaunlich neu und fast leer wirkenden Campingplatz unser Cali-Dach aufschlugen. Der Inhaber erklärte uns dann, dass die Trollstigen, welche wir am Folgetag passieren wollten, wegen eines Felssturzes geschlossen sei. Was auch der Grund für die vielen freien Stellplätze auf dem Campingplatz war. Einmal mehr mussten wir unsere geplante Route anpassen.

Der Campingplatz selber lag direkt neben dem Gudbrandsjuvet (Wasserfall), welcher sich wie ein Korkenzieher in den Fels bohrte als sich nur über ihn zu ergiessen. Wegen dem eher feuchten Wetter und der geschlossenen Strasse beschlossen wir am nächsten Tag nicht hier zu bleiben sondern über eine Alternativroute weiter nach Norden zu fahren. Vorbei an Fjordaussichten, die von tief hängenden Wolken dominiert wurden und durch den einen oder anderen Regenschauer, bevor es dann am Nachmittag doch noch etwas freundlicher wurde und wir mit einer weiteren Fähre nach Molde übersetzten. Beim Durchfahren keine besonders beeindruckende Stadt, aber es gab mal wieder grosse Supermärkte zum einkaufen und auf einer Anhöhe einen grandiosen Blick auf die Fjordlandschaft im Süden mit unzähligen Inseln und Bergen. Der Tag endete schliesslich auf dem Skogly Camping in Eide. Hier beschlossen wir dem schlechten Wetter des Folgetages auszuharren, mal wieder einen Film zu schauen und unsere Wäsche zu waschen.

Trotz des Wartetages war unsere Weiterreise dann doch eher von feuchtem Wetter geprägt. Zumindest den Blick und die Fahrt über die Myrbærholmbrua, wo die Strasse über mehrere kleine Inseln der Küste entlang führt, durften wir noch mehr oder weniger trocken geniessen, bevor uns der Regen wieder einholte. Tags darauf war es nur noch ein kurzer Weg bis in ein weiteres AirBnB, wo wir dem wechselhaften Wetter etwas aus dem weg gehen wollten, eine gute halbe Stunde Fahrtweg südlich von Trondheim. Unterwegs besichtigten wir noch eine weitere Stabkirche. Diese stellte sich dann allerdings als Weltausstellungsprojekt heraus. Und auch wenn die Kirche so gerade mal 130 Jahre auf dem Buckel hat und eigentlich gar keine Kirche ist, war es spannend von ihrem Weg von Norwegen nach Amerika, in verschiedene Bundesstaaten und wieder zurück nach Norwegen zu hören.

Trøndheim selber empfing uns dann mit erstaunlich gutem Wetter und einen sehr schönen und gut gemachten Freilichtmuseeum Sverresborg Trøndelag folkemuseum, wo wir über mehrere Guides einiges über die Gebäude und deren Geschichte erfahren durften. Toll war, das die Mitarbeiter:innen sich traditionell kleideten und auch Sprache, sowie Gesang in ihre Führungen einbauten. So kamen wir an einer einfachen Stabkirche, Familienhäuser aus verschiedenen Epochen, Trollen und anderen Fabelwesen und sogar einer einschüchternd ausgestatteten Zahnarztklinik vorbei… 😬 Der Folgetag führte uns dann noch für einen kurzen Abstecher in die Innenstadt von Trøndheim. Entlang des Flusses Nidelva war diese wirklich schön und wirkte geschichtsträchtig, der Rest war allerdings eher überschaubar und weniger einladend. Vielleicht sind Sabrina und ich einfach auch nicht so wirklich die Stadtmenschen. 😉

Noch nicht ganz gewillt schon wieder auf einen Campingplatz zu fahren beschlossen wir nach Trøndheim ein weiteres AirBnB anzufahren. Dieses mal aber weit ab von Städten und Dörfern in einem Flusstal, gar nicht so weit weg von der schwedischen Grenze. Hier wurden wir von den Gastgebern und einem der Samojede Schlittenhunde auf dem Gelände freudig wedelnd empfangen. Die Gastgeber der schön eingerichteten Unterkunft waren unglaublich nett und haben uns so viele Tipps für die Umgebung gegeben, dass wir es bereuten nur drei Nächte gebucht zu haben. Im Aussenbereich gab es sogar einen Whirlpool, den wir mit Freude, nach einer wunderbaren Wanderung, nutzten. Unerwartet schön war dann der Tipp des Inhabers, auf den Hærvola zu steigen. Ein nicht ganz so hoher, aber das umliegende Sumpfland doch gut überragender Hügel, von dem aus wir eine 360° Sicht in die Fjorde bis in die Berge nach Schweden geniessen durften. Ausserdem war uns das Wetter sehr wohl gesonnen, auch wenn wir in der Ferne die eine oder andere Regenwolke vorbeiziehen sahen. Wirklich hin und weg waren wir dann aber, als uns hier oben die ersten Rentiere begegneten. Eine kleine Familie mit Männchen, Weibchen und einem grösseren Jungtier. Zu unserer Freude rannten sie auch nicht davon, als sie uns bemerkten sondern frassen sich weiterhin genüsslich durch das Berggras, während wir sie mit Feldstecher und Kamera von weitem beobachteten. Was für eine unerwartete und schöne Begegnung!

Vom AirBnB in Vuku fuhren wir Tags darauf weiter Richtung Norden. Es stehen zwei Strassenoptionen zur Verfügung: Die schnelle und im Inland verlaufende E6 und die gross gelobte Küstenstrasse, die aber von vielen Fährverbindungen unterbrochen wird. Wir haben uns für eine Mischung aus den beiden Strassen entschieden, um etwas von der schönen Küste zu sehen, aber auch nicht zu langsam vorwärts zu kommen. Den Abstecher im südlichen Teil auf die Küstenstrasse hätten wir uns aber wahrscheinlich (bis auf den Campingplatz) sparen können. Denn hier ist das Land bereits sehr gut erschlossen und besiedelt und so haben wir uns nicht mehr ganz so weit draussen in den Natur gefühlt wie an den Tagen zuvor. Die quirlige Inhaberin des Holmset Camping bei Namdalseid und die nette Anlage des Campingplatzes haben uns jedoch sehr gefallen. Wir waren auch beide überrascht, als die Inhaberin beim Geschirrwaschen nach dem Abendessen plötzlich mit uns in der leeren Küche stand und fragte ob wir gegen etwas Süsses einen Geheimtipp von ihr haben möchten. Sie erklärte uns, dass wir auf einer Nebenstrasse (von Einheimischen der Promilleweg genannt 😉), die unweit des Campings abbiegen würde, mit grosser Sicherheit Elche sehen können. Sabrina war sofort Feuer und Flamme. Ich brauchte noch einen Moment, da ich mich eher auf einen gemütlichen Abend eingestellt hatte und der erste Tag unserer Weiterfahrt nicht sooo spannend gewesen war. Schliesslich stopften wir unser bereits gemachtes Bett aus dem Aufstelldach aber doch auf die Rückbank, klappten das Dach ein und fuhren los. Und wir wurden nicht enttäuscht. Fast zwanzig Elche durften wir an diesem Abend zählen. Sie waren zwar etwas weiter weg als bei unserer letzten Elch Tour, aber wir durften sie auf eigene Faust entdecken und auch mit der besseren Kamera fotografieren. Wieder zurück auf dem Campingplatz übergab Sabrina der Inhaberin feierlich den Versprochenen Schokoriegel. 😉

Tags darauf ging die Fahrt weiter Richtung Norden. Relativ bald mussten wir uns dem Inland zuwenden um wieder auf die E6 zu kommen und die vielen Fährverbindungen zu überspringen. Leider hatte dieser Weg mehr mit einer Schnellstrasse als einer Touristenroute gemein und so gab es leider nur wenige Möglichkeiten um anzuhalten, die Landschaft in Ruhe zu bestaunen und zu fotografieren. Nur zum Mittagessen an einem Fluss und beim Übertritt der Nordlandgrenze legten wir kurze Stopps ein. Entsprechend früh waren wir dann auch auf dem kleinen, abgelegen wirkenden Campingplatz in den Bergen, wo uns der freundliche Inhaber empfing. Er zeigte uns auch stolz seinen Mini-Pizzaofen, den er sich vor kurzem für seine Gäste zugelegt haben muss. Leider gab es im Kühlregal aber für Sabrina keine einzige Pizza ohne Fleisch oder Fisch. So gab es statt feudig erwarteter Pizza doch ein selbstgemachtes Campercurry mit Fladenbrot. Kleiner Insider: Feueralarm inklusive 🤭

Der folgende Tag huschte wegen wenigen Stopp-Möglichkeiten eher zügig an uns vorbei. Auch wenn die Region, durch die wir hier fuhren sehr schön auf mich wirkte. Nach einigen Bergen, Seen und historischen Brücken über Wasserfälle endete die Fahrt schliesslich auf einem weiteren Campingplatz, südlich von Mo i Rana direkt am Fjord. Wir hatten Glück und erwischten einen der besten Plätze zwischen den doch schon sehr aufgeweichten und von Rädern zerfurchten Stellen. Für ein Plexiglasiglu oder eine Containerunterkunft oberhalb der Felswand konnten wir uns nicht so ganz begeistern. Hier blieben wir gezwungenermassen zwei Nächte, da das Wetter mal wieder nicht so mitspielen wollte.

Ab Mo i Rana wendeten wir uns dann wieder der Küstenstrasse zu und ich bin rückblickend sehr froh, dass wir für den letzten Abschnitt vor Bodø diesen Weg gewählt haben. Erst einmal fuhren wir zu einem beeindruckenden Aussichtspunkt oberhalb des Meeres an der Westküste, wo wir vor dem Festland diverse sehr hohe, aber auch sehr flache Landmassen erkennen konnten. Gegenüber zeigten sich uns die flach geschliffenen Felsen einer ehemaligen Gletscherlandschaft. Bei einem weiteren Stopp durften wir im Wasser einen riesigen Schwarm Fische und verschiedene Quallenarten beobachten. Kurze Zeit später trafen wir auf unserem ersten Campingplatz ein, der zumindest fast im Polarkreis lag: der Polarcamp. Auch hier würden wir wegen dem wechselhaften Wetter nochmals mehrere Nächte verbringen. Die Inhaber waren sehr nett und wir durften wegen der starken Winde, die angekündigt waren sogar eine der schönen Unterkünfte mieten, wo wir auch gleich mal wieder Wäsche waschen konnten und eine Küche und eigene Dusche hatten.

Hinter dem Campingplatz erhob sich die Landschaft zu einem niedrigen Berg, wo es nach Berichten auf Google Maps wohl hin und wieder Rentiere zu beobachten gab. Ich hätte nicht wirklich gedacht, dass ich diesen Tieren begegnen würde, als ich mich an einem der Tage vor Ort noch zu einer kurzen Wanderung entschlossen habe. Auf dem Weg hoch war ich auch ganz alleine. Hatte aber einen wunderbaren Panoramablick auf den Fjord und einen kleinen Teil des riesigen Gletschers, der sich nördlich von uns in den Bergen befinden sollte. Nachdem ich an der Hütte ankam, die vom Campingplatz angeschrieben war, beschloss ich noch etwas höher zu laufen um vielleicht noch eine bessere Aussicht zu bekommen. 50 Meter, bevor ich beschloss umzukehren, standen sie plötzlich vor mir: Eine kleine Gruppe von Rentieren! Fünf oder sechs davon. Sie schauten mich mindestens genau so erstaunt an wie ich sie. Zu meiner Überraschung ergriffen sie aber nicht sofort die Flucht sondern versuchten schnüffelnd und beobachtend zu verstehen, was gerade passiert war und wer ich war. Erst nach einigen Sekunden setzte sich die Gruppe dann doch in Bewegung, rannte aber nicht von mir weg sondern an mir vorbei den Weg hinunter, den ich hochgekommen war. Die Fotojagd hatte begonnen! Ich schrieb Sabrina eine Nachricht, dass ich die Tiere gesehen hatte und sie wahrscheinlich sogar in ihre Richtung liefen. Im Nachhinein erzählte sie mir, dass sie die Nachricht nur durch „Zufall“ gesehen hatte und sich ebenfalls auf den Wanderweg aufmachte. Kurz vor dem Campingplatz trafen wir uns dann und durften noch eine viel grössere Rentierherde von einer kleinen Anhöhe aus beobachten. Eine Gruppe Männchen mit riesigen Geweihen umrundete sogar noch die Erhebung auf der wir sassen und wir durften die Tiere aus nächster Nähe beobachten! Was für eine magische Begegnung!

Auch kulinarisch erlebten wir (oder besser Patric) auf diesem Campingplatz einen unserer Höhepunkte. Zum einen war der Campingplatzinhaber gleichzeitig Garnelenfischer und Patric genoss am ersten Abend eine Portion des frischen Fangs mit Knoblauchbrot, leckerem Salat und Sauce. An einem der Folgeabende gab es dann sogar noch selbstgemachte Knödel in unserer Küche. 😋

Leider wollte das Wetter aber weiterhin wechselhaft bleiben und es wurden sogar heftige Stürme vorausgesagt. Wir beschlossen deshalb vor diesen noch bis nach Bodø zu kommen und uns dort ein Hotelzimmer zu leisten. Bis dorthin lagen allerdings noch zwei Tagesfahrten vor uns. Erst einmal ging es mit der Fähre über den Polarkreis in den nächsten Fjord. Mit uns fuhr auch eine Dreiergruppe deutscher Radreisender und ein französisches Paar mit Rucksack. Bereits am Hafen vor der Fahrt hatten wir ein nettes Gespräch mit den Radfahrern. Nach der Fahrt über den Fjord kam das Franzosenpaar auf uns zu und fragte, ob wir sie ein Stück im Auto mitnehmen würden, was wir gerne taten. Auch wenn wir nach dem Einsteigen mit unseren Nasen feststellen mussten, dass die beiden wohl schon länger draussen unterwegs waren und oft ein Feuer gemacht haben müssen. 😅 Das Gespräch zwischen den Kulturen war interessant und eine tolle Abwechslung. Auf der gemeinsamen Fahrt durften wir von der Strasse aus mehrere Zungen des Svartisen Gletschers entdecken. Diese waren erstaunlich gross und beeindruckend. Nicht zuletzt wegen ihrer oft leuchtend, hellblauen Farbe. Wir hatten auch den Blick auf eine Kante des Gletschers, an der dieser Sabrina sehr an einen Meringue erinnerte. 😉

Unseren letzten Stopp für den Tag hatten wir dann an einem Platz, gleich zwischen Meer und sich steil erhebenden Hügeln, wo sich uns ein wundervolles Spiel aus Licht und Schatten wegen dem heraufziehenden Regen bot. Auch die Gruppe Fahrradfahrer hatten wir kurz zuvor überholt und hier holten sie uns wieder ein. Unser Gespräch wurde jedoch abrupt unterbrochen, als ein starker Wind aufkam und der Himmel sein Wasser über uns ergoss. Nur eine Vorschau auf die echt stürmische Nacht, die wir im nahegelegenen Campingplatz verbringen würden. Zu unserer Überraschung war der komplett digital geführt und wir begegneten nur einzelnen Personen, die hier ebenfalls campierten.

Dann waren die Tage der Stürme gekommen, an denen mit Böen bis zu 105 km/h zu rechnen war. Da wir das weder uns noch unserem Cali zumuten wollten, beschlossen wir in Bodø ein Hotelzimmer zu mieten. Was sich nach zwei Anrufen als schwieriger als erwartet herausstellte. Scheinbar waren wir nicht die einzigen, die für die kommenden Nächte ein Zimmer wollten, da auch die Fähren, rüber zu den Lofoten gestrichen worden waren… Schliesslich klappte es dann aber doch noch mit einer Buchung und wir konnten den Rest des Tages an den Saltstraumen verbringen, wo sich vier Mal am Tag riesige Wassermasse von oder zum Meer durch einen engen Kanal quetschen und dabei eine markante Strömung erzeugen. Es war ein wirklich beeindruckendes Schauspiel, wenn auch nur mit Regenjacke geniessbar.

Am frühen Abend trafen wir dann im Hotel ein und freuten uns darüber, dass wir wegen Überbuchung sogar ein kostenloses Zimmerupgrade bekamen. Die Aussicht aus dem Hotel war wirklich sehr beeindruckend. Selbst jetzt, wo das Wetter sich nicht von der besten Seite zeigte. Obwohl die Flugzeuge vom naheliegenden Flughafen sich davon nicht beeindrucken liessen und, zu unserem Erstaunen, trotzdem fleissig starteten und landeten. Das grösste Highlight, neben der Badewanne 😉, war sicher das leckere Essen, welches wir im hauseigenen Restaurant geniessen durften. Weniger schön war dann leider die Nacht. Denn vor unserem Zimmer baumelten die noch nicht fertig montierten Stahlseile für den Putzlift und diese hämmerten die ganze Nacht gegen unser Schlafzimmerfenster… An erholsamen Schlaf war so leider nicht zu denken und ich war am kommenden morgen komplett K.O. Zum Glück durften wir nach einem Gespräch mit der Rezeption dann in ein anderes Zimmer wechseln. Den Tag verbrachen wir im Hotel. Nur für einen kurzen Spaziergang über die Anhöhe getrauten wir uns nach draussen. Der harsche Wind trieb uns schnell wieder in das schützende Gebäude.

Da sich das Wetter weiterhin eher wechselhaft zeigen wollte hatten wir uns schon einige Tage zuvor entschieden nicht auf die viel gelobten Lofoten zu fahren und stattdessen auf dem Festland noch etwas weiter nach Norden zu fahren. Auch was das Nordkapp anging war uns inzwischen klar, dass wir dieses von unserer Wunschliste streichen mussten, wenn wir uns mit der Heimfahrt nicht stressen wollten. Entsprechend hatten wir dafür in dieser Region noch etwas mehr Zeit und steuerten am Folgetag wieder einen Campingplatz im Inland bei Straumen an (die Winde hatten sich inzwischen wieder verzogen), um mit einer Tageswanderung einen riesigen Wasserfall zu besuchen der im Herzen eines weiteren Nationalparks lag. Das wahre Highlight bot sich uns aber noch in der Nacht vor der Wanderung. Denn während unseres nächtlichen Klobesuchs zeigten sich über uns am Himmel seltsame, graue Schlieren: Nordlichter! Sabrina meinte erst ich hätte einen Scherz gemacht, war aber dann Baff von dem Anblick den der Himmel über uns bot. Zu meiner Überraschung sah sie grüne Schlieren, während ich sie weiterhin farblos wahrnahm 🤔 – Inzwischen wissen wir, dass diese Nordlichter sehr schwach in der Intensität gewesen sein müssen. Denn bei späteren Begegnungen würde ich dann auch leichte Farben erkennen können. Dieses Mal musste mir aber noch meine Handykamera auf die Sprünge helfen. 😁

Unser Wandertag am Folgetag war dann wieder von ziemlich gutem, trockenen und vor allem windstillen Wetter begleitet. Einen längeren Hang hoch, über weite, matschige Sumpffelder und Felsen ging es weit in das an den Campingplatz angrenzende Naturschutzgebiet, bevor wir nach gut drei Stunden Weg die ersten Blicke auf den gewaltigen Wasserfall, der hier von einem Höher gelegenen See ins Tal stürzte standen. Der Anblick aber auch der Weg dorthin waren wirklich sehr beeindruckend. Und wir waren überrascht, wieviele Menschen uns unterwegs begegneten.

Tags darauf folgte folgte ein weiterer Fahrtag in den Norden. Da es hier nur noch die Schnellstrasse mit weniger Stoppmöglichkeiten gab verlief der Tag eher etwas ereignislos. Auf dem kleinen Campingplatz am Fjordufter bei Ulvsvåg waren wir, wie schon in den zwei Nächten zuvor, fast wieder die einzigen Besucher. Auch hier durften wir zu unserer Freude wieder Nordlichter erblicken. Tags darauf beschlossen wir dann doch noch mit einer Fähre zum oberen Teil der Lofoten über zu setzten. Leider war das Wetter ziemlich wechselhaft und so kam die Fähre kurz nach dem Ablegen in einen ganz schön heftigen Seitenwind, der uns die Gischt der Wellen ins Gesicht spritzte. Sabrina klammerte sich die ganze Fahrt über an der vorderen Reeling fest um den Horizont im Blick zu behalten und gegen ihre gefürchtete Seekrankheit an zu kämpfen. Es ging aber alles gut und wir kamen wohlbehalten aber von weiteren, starken Winden willkommen geheissen, auf dem landnahen Ende der Lofoten an. Von hier ging die Fahrt über im Umbau befindliche Staubstrassen weiter in den Norden auf einen wirklich schön gelegenen, einfachen Campingplatz in einem der Fjorde. Tags darauf wurde unsere Fahrt hierher mit einem prächtigen Sonnenaufgangspanorama belohnt während wir auf dem Campingplatz und angrenzenden Hafenareal spazieren gingen.

Und dann war der Tag unseres nördlichsten Punktes, den wir auf dieser Reise erreichen würden gekommen: Gratangen. Hier gab es einen kleinen Campingplatz, der irgendwie ganz schön abseits gelegen wirkte. Erneut teilten wir den Platz nur mit wenigen anderen. Die Nordlichter in der Nacht und die des Folgetages sollten ihn aber zu einem der Highlights unserer Reise machen! Hier war die Sicht auf den Himmel viel weiter als bei unseren letzten Gelegenheiten. Auch wenn es schwer war einen Punkt zu finden, wo es keine Strassenlampen, Hausbeleuchtungen oder Lastwagenscheinwerfer zu sehen gab. Das Schauspiel am Himmel war wirklich beeindruckend und dauerte erstaunlich lange. Schliesslich war es eher die kalte Luft, die uns zurück in den Camper zwang und nicht die verblassende Faszination für das Farben- und Formenspiel am Himmel. Wobei die Farben auch hier wieder Sabrina vorbehalten blieben.

Tags darauf durften wir dann eine wunderschöne Wanderung zum Aussichtspunkt auf dem Snaufjellet machen. Wir waren beide überwältigt von den Farben der herbstlich wirkenden Pflanzen, des Himmels und des Wassers, die uns hier entgegen strahlten. Auch die Unmengen an Beeren und Pilzen war erneut unglaublich beeindruckend. Schliesslich wurden unsere Anstrengungen mit einer gewaltigen 360° Aussicht vom Fjord im Westen bis in in die Berge im Süden, Osten und Norden belohnt.

Und dann war er da: Unser letzter Stopp in Norwegen, bevor wir unsere Fahrt durch Schweden Richtung Süden starten würden. Wegen mangelnden Campingplätzen hinter der schwedischen Grenze beschlossen wir uns nochmals ein AirBnB bei Narvik zu leisten, wo wir einen Pausetag einlegten, eine Fasssauna geniessen durften und für einen Tagesausflug schon mal die Grenze Richtung Schweden überschritten (mehr dazu im nächsten Beitrag). Die Unterkunft war wirklich sehr schön gemacht und es gab auch noch andere Gäste, die uns von ihren Unterkünften aus grüssten. Ein toller Abschied von Norwegen und all den Abenteuern und Erlebnissen, die uns hier begegnet sind. – Auch ohne Lofoten und Nordkapp 😉

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