Am 21. Juli war es so weit und wir überschritten bzw. überfuhren die Grenze zwischen Schweden und Norwegen. Hier durften wir gleich auf dem ersten Parkplatz nach der Grenze Stefan kennenlernen. Ein Engländer, der vor mehreren Jahren nach Norwegen zog. Er erzählte uns begeistert von der Umgebung und legte uns einen Ausflug zu einem nahe gelegenen Aussichtspunkt ans Herz. Von seiner Begeisterung angespornt nahmen wir den 20-minütigen Aufstieg zum Aussichtspunkt auf den Fluss mit Brücke und die Küstenregion in Angriff und waren begeistert von dem Panorama, dass sich uns bot. Eine kurze Fahrt weiter durften wir dann auch noch alte Felsmalereien besichtigen und lernten, dass es früher eigentlich nur Ritzungen waren, die man dann mit Farben auffrischte um sie besser sichtbar zu machen. Es war faszinierend vor diesen über dreitausend Jahre alten Ritzungen zu stehen.
Unser nächster Stopp war ein Campinplatz gut eine Stunde ausserhalb von Oslo. Zu unserer Freude bot dieser auch Elchsafaris am späteren Abend an. Ein Angebot, dass wir am Abend unseres zweiten Tages vor Ort gerne annahmen. Und wir wurden nicht enttäuscht. Schon nach etwa zehn Minuten Fahrt und den Wechsel in eine Nebenstrasse durften wir neben der Strasse den ersten Elch erblicken! Auf dem Kopf trug er ein gewaltiges Geweih. Als er dann auch noch vor uns die Strasse querte, waren alle im Bus aufgeregt und sprachlos. An diesem Abend sind uns noch 17 weitere Elche begegnet. Die meisten davon waren gar nicht so weit weg von der Strasse und wir durften sie in Ruhe durch unsere Ferngläser und Kameraobjektive beobachten. Gemäss unserem Fahrer haben wir für diese Saison sogar einen neuen Rekord aufgestellt. 😉 Die Begegnung mit diesen Tieren stellte für uns beide einen neuen Höhepunkt der Reise dar und war wirklich sehr beeindruckend.
Am Tag vor und nach unserer Elchsafari besuchten wir Oslo. Dem Besuch ging allerdings eine für mich sehr ärgerliche Erfahrung voraus: Das hoch gelobte Vikingermuseeum, auf das ich mich schon so lange gefreut hatte, ist leider seit zwei Jahren wegen Umbau geschlossen und wird es auch noch zwei weitere Jahre bleiben. Vielen Dank, Reiseführer von 2018. Nachdem ich dieses Trauma überwunden hatte, beschlossen wir uns stattdessen das Freilichtmuseum Nosk Folkemuseum anzuschauen, welches mit seinen historischen Gebäuden aus ganz Norwegen eine würdige Alternative war. Sogar beim traditionellen Handwerk und Tanz durften wir zusehen. Sabrina war ausserdem fasziniert von der alten Apotheke, die an diesem Tag aber leider nur durch eine Glasscheibe zu besichtigen war.
Am zweiten Tag besuchten wir dann noch die Stadt Oslo. Im Vergleich zu Malmö und Göteborg gefiel sie uns aber als Stadt eher weniger. Hier fühlte sich alles sehr gross, kommerziell und etwas charakterlos an. Auch der Elchburger, den ich in einem Food-Court bestellte, war leider kein wirkliches Geschmackserlebnis. 😉 Dafür war unser Besuch in der riesigen Bibliothek gleich an der Küste beeindruckend. Hier konnte man auf mehreren Stockwerken Bücher zu allen Themen und in allen Sprachen entdecken, aber auch Nähen, 3D Drucken, einen Kaffee trinken oder eine Runde Schach spielen. Gleich daneben bot das Dach des Opernhauses einen beeindruckenden Blick auf den Hafen (mit riesigem Aida Kreuzfahrtschiff), die Stadt und die Berge dahinter.
Tags darauf ging unsere Reise weiter durch einen langen Tunnel unter dem Oslofjord hindurch in den Westen des südlichen Norwegens. Da wir bis zur Grenze von schon fast die Hälfte der Zeit benötigt hatten, die uns für diese Auszeit zur Verfügung steht, beschlossen wir aber die Südküste gleich links liegen zu lassen und uns dem weiter nördlich gelegenen Inland zuzuwenden. Die Höhe der Berge nahm hier wieder markant zu. Für uns ungewohnt waren aber die breiten Täler in denen Flüsse oder Seen lagen. Ausserdem durften wir dann auch unsere erste, richtige Stabkirche bestaunen. Leider nur von aussen, weil wir einfach zu spät dran waren um auch noch den Innenraum zu besichtigen. Aber wir waren beide wirklich sehr beeindruckt von der in schwarzem Teer bestrichenen Kirche vor uns. Nach einer kurzen abschliessenden Fahrt auf einer Hinterlandstrasse, die uns an einem sehr schönen, abgelegenen See vorbeiführte, wo uns die ersten Wildcamper begegneten, trafen wir auf dem Campingplatz am Ufer eines Flusses ein, den wir uns ausgesucht hatten.
Hier würden wir die nächsten beiden Tage verbringen um einen weiteren Regentag abzuwarten und eine Wanderung in der Umgebung zu wagen. Auch wenn der Campingplatz gleich neben den Fluss etwas laut für die Nachtruhe und die sanitären Anlagen auch nicht gerade die neusten waren, fühlten wir uns hier draussen in der Natur doch sehr wohl. Besonders freuten wir uns darüber gleich auf der anderen Seite der Flussbrücke einen Wald voller Blaubeerbüsche zu entdecken, die das Morgenmüesli der Folgetage bereicherten. Nach einem regnerischen Tag, an dem der Fluss beachtlich angestiegen und einige der Gäste auch zum Umparkieren gezwungen hatte, lächelte uns der Folgetag wieder etwas freundlicher an und wir brachen zu unserer ersten Wanderung in Norwegen auf. Zuerst führte uns eine unbefestigte Strasse an den oberen Rand der Baumgrenze, wo wir dann zwischen unzähligen Seen und Bächen durch sumpfiges Gelände für einige Stunden unterwegs und fasziniert von der hiesigen Natur waren. Auch von den Norwegern selber waren wir überrascht, die im Vergleich zu uns nicht in Outdoorkleidung, dicken Wanderschuhen, Regenschutz und professionellem Rucksack unterwegs waren sondern sich mit einfachen Turnschuhen, dem Rucksack lässig über einer Schulter oder mit der Einkaufstasche in der Hand und in leichter Kleidung trotz wechselhaften Wetter wohl zu fühlen schienen. Selbst auf Wanderer in Gummistiefeln und T-Shirt, trotz Regenschauer und kühler Norwegenbrise, trafen wir.
Unser nächstes Ziel war Geilo. Der Weg dorthin führte durch ein weiteres, weites Flusstal, wo wir an mehreren, alten Kirchen vorbei kamen und uns eine davon auch im Detail erklären und zeigen liessen. Auch ein wirklich hoher Pass mit kaltem Wind und Schneeresten auf den noch höher gelegenen Graten wollte noch überwunden werden, bevor wir in dem sehr touristisch wirkenden, kleinen Ort eintrafen. An der Campingrezeption hiess es im ersten Moment, dass bereits alle Plätze vergeben seien, doch dann ging die Inhaberin nochmals mit uns durch das Gelände und bot uns an, dass wir vor einer Garage in der Einfahrt übernachten könnten. Wir haben uns sehr über dieses nette Angebot gefreut und natürlich sofort zugeschlagen. Nachdem wir uns abends noch etwas über die Gegend erkundet hatten, beschlossen wir noch zwei weitere Nächte zu bleiben um mit dem Rad eine Runde um den lokalen See zu fahren und einen Tagesausflug durch die nahe gelegene Hochebene zu machen. Dieser Tagesausflug war für uns beide sehr beeindruckend. Entlang einer sehr einsam gelegenen Strasse ging es durch eine riesige Hochebene, die gefühlt nur von Touristen besucht wird. Am Horizont waren immer wieder Bergwipfel oder sogar Gletscher zu sehen. Das Highlight für uns lag dann am Ende der Hochebene, wo sich der riesige Vøringsfossen in ein enges, steiles Tal ergiesst und uns zu einer schönen Kurzwanderung einlud, um an seinem unteren Ende in der Gischt zu stehen. Auf der Rückfahrt nahmen wir dann auch noch die riesige Besichtigungsplattform im oberen Bereich des Wasserfalls in Angriff, wo sich unzählige Touristen einfanden, um über die Reling in die schwindelerregenden Tiefen zu schauen.
Tags darauf ging unsere Fahrt in den Norden schliesslich weiter. Über eine etwas weniger aufregende Strasse, vorbei an einem beeindruckenden Wasserfall kamen wir so schliesslich an unseren ersten Fjord: Der Sognefjord, welcher der grösste das Landes ist. Die Aussicht zur Begrüssung, nach der Ausfahrt eines höher gelegenen Strassentunnels, war wirklich beeindruckend, auch wenn hier der Fjord als solches noch nicht wirklich erkennbar war. Nach einer kurzen Talfahrt kamen wir auf dem Campingplatz im Tal an, der nur eine kurze Radfahrt vom Fjordufer entfernt lag. Wir nutzten diese Chance und erkundeten tags darauf das Ende des Fjordes mit unseren Fahrrädern. In der Hafenstadt Flåm begegneten wir so einem weiteren, riesigen Kreuzfahrtschiff. Dieses hatte sogar einen Wasserrutschen- und Kletterpark auf seinem Oberdeck. 🫣 Neben den umfangreichen Snackständen, die dank der Kreuzfahrtgäste im Ort geöffnet hatten, interessierten wir uns selber mehr für einen Wasserfall, der etwas vom Ende des Fjords entfernt lag.
Am Folgetag ging es gleich zu Beginn in engen Kurven die Steilwand des Fjordes hoch zu einer Aussichtsplattform, die trotz unseres nicht ganz so späten Eintreffens schon gut besucht war. Von hier oben durften wir einen echt fantastischen Blick auf die Windungen des Fjordes werfen. Dann führte die Strasse wieder ins Hinterland, über einen hohe Pass, der uns erneut eine ganz andere Landschaft zeigte. Mit Felsen unterbrochene Hochlandvegetation, Schafe entlang und auf der Strasse, einsame Seen auf dem riesigen Hochplateau und Camper auf Kiesplätzen, die hier oben ihre Nacht verbracht hatten. Der Anblick der Weite hier oben war wirklich sehr beeindrucken. Auf der anderen Seite ging es, an einem schönen Wasserfall vorbei wieder hinunter in einen weiteren Seitenarm des Sognefjordes. Hier wirkte die Vegetation schon fast wieder so, wie ich sie aus Indianerfilmen kenne. Mit hohen, steinernen und von der Sonne trocken gehaltene Felsen, an denen sich karge Vegetation festklammert. Das kleine Dorf Lærdal mit seinen an einen Western erinnernden Häusern passte perfekt in diese Vegetation.
Dann hatten wir kurz nach Lærdal unsere Fährfahrt-Prämiere! OK, so speziell mag das nicht erscheinen, aber es war toll, das Festland auch einmal vom Wasser aus sehen zu können. Und als Mitteleuropäer ist man sich ja auch nicht gewohnt, dass die Hauptverbindungsstrasse plötzlich an einem Fähranleger endet. Nach der Überfahrt trafen wir auf dem Campingplatz an einem kleinen Hinterlandsee ein, wo es auf mich fast wie im Appenzell wirkte. Hier würden wir zwei Tage bleiben um einen weiteren Schlechtwettertag auszusitzen und das Erlebte zu verarbeiten. Die Möglichkeit im Hauptgebäude Ping Pong, Airhockey und Tischfussball zu spielen bot uns noch Abwechslung in unserem Schlechtwetter-Camper-Dasein. Die kurze Wanderung nach Solvorn am Fjordufer, führte uns dann noch durch einen schönen Wald und bot uns einen wunderbaren Ausblick auf den Fjord.
Der nächste Abschnitt unserer Reise war für mich dann einer der schönsten bisher. Entlang des Sognefjords fuhren wir bis nach Skjolden, wo der Fjord schliesslich endete und sich die Strasse erneut einen Pass hochwand. Hier oben erwarteten uns riesige Seen und der Ausblick auf mehrere Gletscher zwischen spitz aufragenden Bergen. Fragt mich nicht, wieviele Stopps wir auf dieser Strasse eingelegt haben. Es waren auf jeden Fall jede Menge. Und auch die kleine Mittagswanderung etwas weiter von der Strasse weg, war den Ausblick auf diese, für mich sehr ungewöhnliche Landschaft, mehr als Wert. Ich bereute es fast etwas, dass wir hier oben nicht eine Nacht verbracht haben und ev. sogar einen beeindruckenden Sonnenuntergang und -aufgang bestaunen hätten können. Gleichzeitig: Wer weiss wie kalt es hier oben auf annähernd 1400 Höhenmetern nachts geworden wäre… 😬
Auf jeden Fall folgen wir der Strasse nochmals ein Stück weiter, in das nächste Tal hinunter, mit weiteren schönen Ausblicken auf Wasserfälle, Gletscherflüsse, weite Täler und unberührt wirkende Wälder in den tieferen Lagen. Schliesslich endete dieser Tag in Lom, wo wir einer weiteren und wirklich schönen Stabkirche begegneten, die in der Abendsonne besonders geheimnisvoll wirkte. Nach einer Nacht auf dem lokalen Campingplatz entschieden wir diese am folgenden Morgen auch noch von innen zu besichtigen. Auch den Friedhof um die Kirche herum fand ich sehr interessant, weil hier Gräber lagen, die über 100 Jahre alt waren. Oft auch Familiengräber in denen mehre Generationen zur Ruhe gelegt wurden.
Wie unsere Reise weiterging und welche überraschenden Erlebnisse wir noch machen durften, gibt’s beim nächsten Mal. Eines sei aber schonmal gesagt: Es bleibt spannend, stürmisch und tierisch. 😉
Schöne faszinierende Gegend!
Weiterhin gute Reise
Claudia
Danke an Rita für Speis, Trank und Kaffees und einen wunderbaren Tag!
Wunderschöne Landschaften und beeindruckende Bilder🤩
Weiterhin gute Reise und viele Erlebnisse 🦋🌈🙋🏼♀️