Hoch hinaus

3. Februar 2016 – Neuseeland 2015

Nach einigen erholsamen Tagen bei meiner guten Freundin Katrin brachen wir schliesslich gemeinsam zu einer 5-tägigen Wanderung in der Nähe von Wanaka auf. Das Highlight sollte eine Übernachtung auf dem ca. 1600 Meter hohen Gillespie Pass werden. Entgegen dem Wetterbericht, hatten wir dazu zum Glück das perfekte Wetter.

Doch zuerst galt es einmal von Dunedin nach Makarora (West) zu fahren. Eine vierstündige Fahrt über mehr als 300 km. Ich bin immer wieder überwältigt von Neuseelands Dimensionen im vergleich zu unserer kleinen Schweiz.  Zu Hause wären wir in dieser Zeit fast einmal quer durch die Schweiz gefahren. In Neuseeland ist das eher gerade mal ein kleiner Ausflug.

Leider mussten wir dann, endlich am Ziel angekommen, feststellen, dass unsere Buchung für das Jetbot, welches wir zum Queren und zurücklegen eines Teilabschnitts des Weges nehmen wollten, nicht gemacht wurde. Also sassen wir erst einmal fest, bevor es am späten Nachmittag dann doch noch los ging. Die Fahrt in einem solchen Boot ist ein ganz schöner Nervenkitzel. Da es über keinen aussenliegenden Motor verfügt, sondern seinen Schub über eine Düse erhält , die Wasser am Bug einsaugt und am Heck ausstösst, ist es möglich bei genügend Schub über extrem niedrige Wasserstände zu fahren. Entsprechend schnell ist unser Fahrer dann über den kurvenreichen Fluss gebrettert, so dass Katrin und mir hin und wieder ganz schön der Puls hoch gegangen ist. Ich war froh diese Erfahrung auf solch einem kleinen, breiten Fluss machen zu dürfen und nicht in einem der schnellfliessenden Ströme in engen Schluchten, wie sie um Queenstown für den extremen Nervenkitzel genutzt werden. Nach einer kurzen Wanderung trafen wir schliesslich am frühen Abend entgegen unserer ersten Erwartung doch noch in der Hütte ein und erwischten gerade noch die letzen zwei Matratzen.

Am zweiten Tag stand ein Abstecher zum Crucible Lake an, bevor wir am Abend nur wenige Kilometer von der Hütte von letzter Nacht in unseren Zelten übernachten würde. Der See liegt am Ende eines kleinen, engen Seitentales am Fusse eines vergletscherten Gipfels. Entsprechend schwammen hier noch jede Menge Eisklumpen im klaren Wasser. Entgegen einigen anderen Besuchern verspürte ich dann in der fehlenden Sonne nicht das bedürfnis in das eiskalte Nass zu springen. Einer Gruppe aus vier Jungen Leuten dabei zu zu schauen machte da mehr Spass.

Nach einer windigen Nacht im Zelt folgte am dritten Tag der lange und anstrengende Aufstieg zum Gillespie Pass. Auf dem ganzen Weg boten sich wunderschöne Ausblicke. In der Ferne waren die Schreie von Keas zu hören und ganz oben auf dem Pass gab es an geschützten Stellen noch einige grössere Schneefäller. Das kam uns gerade recht. Denn ausser dem Schnee hatten wir hier oben nur das Wasser zur Verfügung, welches wir die letzten 700 Höhenmeter mit uns hoch geschleppt hatten. Doch die Anstrengung hatte sich mehr als gelohnt. Von hier bot sich ein wunderbarer Ausblick auf das Young und Siberia Valley. Es war absolut windstill und die Sonne fühlte sich angenehm warm an. Da liessen es wir uns nicht nehmen am nächsten Morgen in aller Früh auf zu stehen und sie als einige der ersten Menschen an diesem Tag zu begrüssen. Es war ein wunderschöner Sonnenaufgang mit wunderbarem, goldigen Licht, der ganz alleine uns gewidtmet schien.

Leider kommt man nicht darum herum, nach einem langen Aufstieg auch wieder einen ebensolchen Abstieg machen zu müssen. Also packten wir nach einem gemütlichen Frühstück unsere sieben Sachen und nahmen den extrem steilen Abstieg in angriff. Ich hatte mitleid mit jedem einzelnen, der uns hier entgegen kam, den im Gegensatz zu ihnen hatten wir zum Glück den leichteren Aufstieg gewählt. Da wir so früh am Morgen noch fit waren, kamen wir trotz des massiven Gefälles gut voran und waren bis zum Mittag im Young Tal angekommen, von wo aus der Rest des Weges bis zur Hütte fast schon ein Spatziergang war. Leider wurden wir hier nach unserer einsamen und ruhigen Nacht auf dem Pass mit einer Übernachtung in der komplett gefüllten und ziemlich lauten Hütte konfrontiert. Es war also nicht sehr überraschend, dass wir am nächsten Morgen einiges früher als die letzten Tage üblich aufbrachen.

Entlang des Flusses kamen wir bis zum Mittag schiesslich wieder in Gegenden wo es nur so von Sandflies wimmelte, nachdem sie uns fast vier Tage lang in Ruhe gelassen hatten. Das erst noch enge, aber schon bald sehr weite Young River Valley war ein relativ lockerer und schöner Abschluss für unsere Wanderung bevor wir über Wiesen und durch Wälder an seinem nördlichen Zufluss ankamen, auf dessen anderen Seite die Strasse nach Makaroa lag. Jetzt hatten wir mit dem tollen Wetter der letzten Tage auch das Glück den etwas mehr als knietiefen Fluss relativ einfach queren zu können.

Diese gemeinsame Wanderung war ein toller Abschluss für meine Reise und leutete die letzte Woche meines Besuchs in Neuseeland ein.